Was ist Narzissmus, wie können wir ihn verstehen und woher kommen sie „plötzlich“ alle, diese Narzissten. Jeder kennt einen oder weiß von einem guten Freund, der in der Beziehung oder auf derArbeit mit einem zu kämpfen hat. Ist es ein zeitgenössisches Phänomen, eine Mode oder steckt evtl.mehr hinter der Sache als ein Trend? Vielleicht kann mein Erklärungsmodell etwas helfen, zu verstehen womit wir es zu tun haben.

 

 

Narzissmus kann als Gefühl verstanden werden, das Gefühl eines Kindes nicht richtig, nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, den Ansprüchen der Eltern nicht zu genügen und ihrer Liebe dadurch nicht würdig zu sein. Kinder sind von der Liebe ihrer Eltern abhängig, sie brauchen diese zum Leben, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Kaspar-Hauser-Versuche von Kaiser Friedrich II machen dies auf eine grausame Weise deutlich.

Friedrich soll neugeborene Kinder isoliert haben, um die Ursprache der Menschheit zu ergründen. Die Chronik von Salimbene von Parma zum Jahr 1285 berichtet, er habe herausfinden wollen, ob Kinder überhaupt sprechen lernten, wenn ihnen niemand etwas vorspreche, von denen sie lernen könnten, und wenn ja, welche Sprache sie sich dann aneigneten. Friedrichs Vermutung sei in Richtung des Hebräischen als ältester Sprache gegangen, aber auch Griechisch, Latein oder Arabisch habe er für möglich gehalten. Um das herauszufinden, habe der Kaiser Neugeborene ineinen Turm bringen lassen. Dort hätten die Ammen und Pflegerinnen ihnen Milch geben, sie stillen, baden und trockenlegen dürfen, aber auf keinen Fall sie liebkosen oder mit ihnen sprechen dürfen. Keines der Kinder soll überlebt haben. Die Liebe eines Menschen ist für Kinder lebensnotwendig, es ist wichtig das zu verstehen, damit wir verstehen, warum ein Kind sich so sehr verbiegt um sie zu bekommen. Narzissmus kann so verstanden werden, als eine Art innerer Anpassung an die Ansprüche des Umfelds.

Etwas genauer und ein paar Beispiele. Aussagen, Gesten und Gefühl nicht dem zu entsprechen, waserwartet wird. „Sei still“, „Zappel nicht immer so rum!“, „Mit dir kann man ja nirgendwo hingehen“,„Für dich kann man sich ja nur schämen“, „Das kannst du sowieso nicht“, „Warum bist du so schlecht in der Schule? Bei deiner Schwester läuft es dich auch“.

Diese Liste würde sich endlos fortführen lassen und verdeutlicht, nicht unbedingt wortwörtlich, aber vom Sinn her, wo wir hinwollen. Es ist aber nicht nur das gesprochene Wort, dass gefährlich ist, auch Gestik und Mimik spielen eine überragende Rolle bei der Entwicklung der Persönlichkeit. Es beginnt mit der Erschöpfung der Eltern mit dem Neugeboren, dem Überfordert sein beim Krabbeln des Kindes, wenn es beginnt die Welt zu entdecken und zu erkunden und sich dabei Gefahrenaussetzt. Da kann die Ablehnung des Kindes bereits beginnen, da es nicht akzeptiert wird wie es ist.

 

 

Wer jetzt glaubt, ich würde eine anti-autoritäre-Erziehung propagieren, muss sich warm anziehen, denn nichts würde mir ferner liegen. Ein Kind/Mensch braucht Regeln, Struktur und Führung aberdiese sollte nicht aus dem Kopf sondern aus dem Herzen kommen!

Kinder oder besser Menschen im allgemeinen lernen gerade am Anfang ihres Lebens hauptsächlich über Nachahmung. In unserem Gehirn gibt es etwas, dass man Spiegelneuronen nennt. Das sind Nervenzellen, die wir dazu nutzen um durch Kopieren und Imitieren zu lernen und uns zuentwickeln. Bei uns im Rheingau gibt es einen Spruch, der das ganz gut zusammen fasst; „Arschloch Eltern haben auch Arschloch Kinder!“ Man könnte natürlich auch sagen „der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“, aber da Narzissten zu unsäglichen Gräueltaten im Stande sind, muss ein entsprechender Spruch her, der die Tragweite besser erfasst und nicht sprachlich schön daherkommt.

Das Verbiegen des Kindes beginnt, wie wir sehen, sehr früh. Was steckt bei den Eltern dahinter,warum machen Eltern so etwas überhaupt? Wenn man Menschen mit Kindern nämlich fragt, ob sie diese lieben, sagen die allermeisten natürlich ja! Wie kann es dann sein, dass wir so viele Narzissten haben, wenn doch alle Kinder geliebt werden?!?

Die Antwort darauf steht in einem sehr alten Buch und ist so einfach wie erschreckend, denn es fehltetwas, ohne das es sich fast nicht zu leben lohnt. Es ist die Essenz des persönlichen Seins und Werdens, unser Grundstein für Entwicklung, Freude und Erfüllung im Leben. Die Liebe zu uns selbst.

Ohne diese und das hat der Jesus gut erkannt geht es nicht denn „Liebe deinen nächsten wie dich selbst“, bedeutet ja wortwörtlich, dass wir erst uns selbst lieben und dann dazu fähig sind andere(ehrlich) zu lieben. Ohne Gegenleistung und schräge Bedienungen, die nur den narzisstischenSelbsthass füttern. Narzissten nämlich lieben sich nicht selbst, um genau zu sein, können die meisten sich selbst nicht ausstehen und streben daher auch ständig nach mehr, höher, weiter und schlanker, etc.

Durch den Mangel an Liebe zu sich selbst, beschreiten sie nicht den Weg der Selbstentwicklung sondern selbstentfremdung.

Den meisten Eltern fehlt nicht die Liebe zu ihrem Kind, sondern die Liebe zu sich selbst. Ein Mangel daran, macht es unmöglich ehrlich und ohne große Bedingungen jemanden zu lieben wie er ist und nicht wie wir ihn gerne hätten, damit er die Leere in unseren Herzen füllt, und genau das ist Narzissmus. Der Versuch die Leere im eigenen Herzen zu füllen, ohne zu Wissen, wer man ist, wozuman in der Lage ist und wozu nicht. Die realistische Einschätzung über sich und seine Fähigkeiten.

Selbstbewusstsein oder über sich selbst bewusst zu sein. Genau darin sehe ich die Aufgabe von Eltern, denn niemand ist auf allen Gebieten nur gut oderschlecht, sondern es gilt zu erkennen wo liegen Talente und Begabungen und wie können diese gefördert werden.

Nur weil man nie in der Kreisliga gespielt hat, muss das nicht das Kind für einen übernehmen oder nur weil man keine 20 mehr ist und etwas Übergewicht hat, muss die Kleine nicht im Tennis ein Ass sein, dass man selber nie war. Vor allem dann nicht, wenn ein Kind weder Neigung noch Talent inden Bereichen besitzt. Wenn man Narzissmus in Reinkultur sehen möchte eignen sich ideal Fußballturniere und Tennisturniere von Kindern. Was die Eltern da für eine Show machen nur weil ihr Kind nicht der Nächste Ronaldo ist, ist erschreckend und das nur, weil die eigenen Unzulänglichkeiten auf das Kind übertragen werden.

Kinder aber sind Spiegel ihres direkten Umfeldes und wir (Therapeuten) haben früh gelernt, dass wenn Kinder in die Behandlung kommen, wir eigentlich als erstes die Eltern behandeln müssten, um Erfolg bei den Kindern haben zu können. Da aber gibt es den kleinen Haken der Selbstreflexion oder den zwei Ausprägungen des Narzissmus, wie ich sie gerne nenne: Narzisst-Groß und Narzisst-Klein. Kann alles, macht nie Fehler und ist selbstverständlich nie schuld: Narzisst Groß. Das klappt nie, ich kann das nicht und ist sowieso alles meine Schuld: Narzisst Klein.

Die Beiden sind beste Freunde und wechseln sich gerne ab, was ein völlig chaotisches und auch sehr anstrengendes Miteinander bewirkt, da man nie weiß woran man eigentlich wirklich ist. Diese Sprunghaftigkeit des Charakters ist eine typische Folge des nicht über sich Bescheid wissen. Was kann ich, wer bin ich, was kann ich (noch) nicht und wer bin ich (noch) nicht! Sind unsagbar wichtige Eigenschaften für den selbstreflektierten Menschen und werden bei Narzissten leider erfolglos gesucht. Dadurch ergeben sich ein paar Hindernisse im alltäglichen Leben mit Narzissten,da man nie so genau weiß, woher jetzte welche Laune oder Stimmung denn gerade kam.

Ok, fairerweise muss man dazu sagen, auch ein Narzisst, weiß nicht woran er mit sich selber ist, da er ja nicht weiß, wer oder was er ist. Leider lässt er aber andere Menschen für diese Unwissenheit leiden und da liegt der haken. Narzissten lassen andere Menschen für die Leere in ihrem Herzen bluten und das ist ein absolutes No- Go und jeder, der mit solchen Menschen schon zu tun hatte, weiß wie gut es sich anfühlt, diese hinter sich zu lassen.

Toxische Beziehungen sind ein Garant für Leid, Schmerz und wenn man den neuesten Studien glauben darf, auch ein sicherer Weg die Rentenkassen zu entlasten. Schwierig wird es, wenn wir nun überall Narzissten sehen aber nicht erkennen, wenn wir selber einer sind oder aber narzisstische Züge haben und allen anderen die Schuld dafür geben. Nicht wenige von uns haben durch ihre Erziehung große Schwierigkeiten mit ihrem Selbst und natürlich ist der einfachste Weg, die Schuldauf andere zu schieben, das aber kann nicht der Weg sein, sich selbst zu finden. Einer der wichtigsten Schritte in meinen Augen auf dem Weg sich davon zu befreien, ist erstens Verantwortung für das eigenen Handeln zu übernehmen und sich trotz der Angst auf sein Bauchgefühl zu verlassen, um damit Vertrauen in sich und die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln! Das zumindest, hat mir geholfen auf dem Weg ein besserer Mensch zu werden und hilft mir dabei immer noch, da ich damit noch nicht ganz fertig bin 😀

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